Bayern barrierefrei 2023 – Ziel leider verfehlt

Bayern barrierefrei 2023 – Ziel leider verfehlt

Barrierefreiheit ist eine einfache Idee, die sich aber in der Umsetzung als schwierig herausstellt. Es geht darum, dass es allen Menschen ermöglicht werden soll, sich in ihrer Umgebung frei zu bewegen und damit interagieren zu können – egal welcher körperlichen Voraussetzungen man mitbringt. Mittlerweile ist es großer Konsens in der Gesellschaft und auch auf politischer Ebene, dass Barrierefreiheit vollumfänglich vorhanden sein muss. Entsprechend finden sich Vorgaben dazu sogar in Bauverordnungen.

In Neubauten ist es daher auch kein Problem, da hier die Barrierefreiheit schon seit Jahren mitgedacht wird. Schwieriger wird es bei Wegen, Gebäuden und sonstigen Bereichen, die schon sehr lange bestehen und bei denen eben nicht von Anfang an daran gedacht wurde. Das ist auch in Bayern der Fall. Dort sollte es in diesem Jahr eigentlich schon zu einhundert Prozent „Bayern barrierefrei“ heißen.

Doch der Plan, den der damalige Horst Seehofer vor rund zehn Jahren aufgestellt hat, konnte bis heute (Ende 2023) noch nicht wie gewünscht in die Tat umgesetzt werden. Zeit für einen Blick auf die Barrierefreiheit in Bayern. Alles dazu in diesem Artikel.

Ziel eines barrierefreien Bayerns

Die Zielvorgabe war klar und deutlich, sodass man die Sache kaum beschönigen kann. Ja, in den letzten zehn Jahren hat sich einiges bezüglich der Barrierefreiheit in Bayern getan. Aber eben nicht genug. Denn das Ziel war es nicht, dass sich einiges tut, sondern dass eine vollständige Barrierefreiheit erreicht wird. Dieses Ziel hat der damalige Ministerpräsident Horst Seehofer bei seiner Regierungserklärung 2013 angegeben. Bis zum Jahr 2023 solle Bayern barrierefrei werden. Das Jahr ist erreicht und entsprechend ist jetzt Zeit, um Bilanz zu ziehen. Und die fällt in großen Teilen nicht so rosig aus, wie man es gerne in der Regierung sehen würde. Obschon auch zwischendurch Markus Söder das Ziel noch einmal bekräftigt hat, sind heute eben noch lange keine einhundert Prozent erreicht.

Das Ziel der Regierung bestand darin, die Barrierefreiheit in öffentlichen Gebäuden zu erreichen, da man natürlich politisch auch nur dort direkt ansetzen kann. Öffentliche Gebäude sind jene der Verwaltung, aber auch beispielsweise Museen, Verkehrsmittel und Bahnhöfe. Und hinsichtlich öffentlicher Kulturgebäude hat Bayern natürlich einiges zu bieten, was grundsätzlich schön ist, sofern eben auch alle Menschen daran teilnehmen können. Kritik gab es bereits vom VdK, dem Sozialverband Deutschland, der klar darauf hinweist, dass bei den staatlichen Gebäuden gerade einmal rund 60 Prozent barrierefrei geworden sind.

Bayern und die Barrierefreiheit heute

Bayern und die Barrierefreiheit heuteWenn es um die Barrierefreiheit in Bayern geht, muss man dabei öffentliche und private Gebäude unterscheiden. Zumindest hat die Regierung nur direkten Einfluss auf die direkten Gebäude. Und in dieser Hinsicht gibt es noch viel Nachholbedarf. Laut dem Sozialverband Deutschland sind bisher in Bayern nur rund sechzig Prozent der öffentlichen Gebäude barrierefrei. Und selbst das muss nicht immer bedeuten, dass die schon ausgestatteten Gebäude wirklich barrierefrei sind. Beispielsweise gibt es oft Rollstuhlrampen. Doch wenn diese viel zu steil sind, kommen viele Rollstuhlfahrer dennoch nicht hoch, wenn es an der entsprechenden Muskelkraft fehlt. Kritisiert wird dabei auch, dass zwar sehr viele Kulturgebäude barrierefrei sind, damit aber oftmals viele Menschen gar nicht erreicht werden.

Auch greift in Bayern nicht selten der Denkmalschutz, der eben dafür sorgt, dass nicht einfach an einem Gebäude beliebig gebaut werden kann. Beispielsweise auch das Rathaus in Windach, das besonders schön in einem alten Landschloss zu finden ist. Schön anzuschauen, aber eben alles andere als perfekt barrierefrei. Doch ein externer Fahrstuhl kann eben nicht einfach gebaut werden, da dann die Denkmalschutzbehörde eingreift. Man sieht also, dass zwar oft der Wille da ist, aber auch noch viele Fragen geklärt werden müssen und es derzeit nicht absehbar ist, wann Bayern tatsächlich vollständig barrierefrei werden wird.

Informationen zur Barrierefreiheit

Wenn man an Barrierefreiheit denkt, dann oftmals an Rollstuhlfahrer. Doch das ist nur ein Teil der Menschen, die auf barrierefreie Zugänge angewiesen sind. In der Region Bayern leben über eine Million Menschen, die eine Schwerbehinderung haben, wozu eben auch Menschen gehören, die nicht hören oder sehen können. Barrierefreiheit gibt es demnach in Gebäuden, ebenso bei Medien oder auch im Internet. Menschen mit geistiger Behinderung sind darauf angewiesen, dass Texte möglichst einfach gestaltet werden, damit sie verstanden werden können. Wenn das ermöglicht wird, ist auch eine vollständige Teilhabe am öffentlichen Leben möglich und die betroffenen Menschen sind auf viel weniger Hilfe angewiesen.

Informationen zur BarrierefreiheitEbenso muss man an Kleinkinder und ältere Menschen denken, womit noch einmal ein paar Millionen in Bayern dazu kommen. In der Summe also gibt es sehr viele Menschen, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind. Und grundsätzlich gilt dabei: Es wird niemandem etwas weggenommen, sodass auch wirklich niemand darunter leiden muss. Zudem sind Fahrstühle selbstverständlich auch für Menschen praktisch, die sie normalerweise nicht brauchen. Abgesehen kann man Barrierefreiheit mittlerweile schon als eine Art Menschenrecht ansehen, was auch offiziell so verankert ist.

2006 hat man in der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen geregelt, dass Barrierefreiheit etwas ist, das letztendlich nicht teilbar ist. Das bedeutet, dass Menschen dieses Recht haben, um am gemeinsamen und öffentlichen Leben teilhaben zu können. Deutschland hat diese Konvention ratifiziert und sich damit natürlich auch dazu verpflichtet, die geeigneten Schritte umzusetzen. Detailliert wird das in Deutschland im Behindertengleichstellungsgesetz geregelt. Auch in Bauverordnungen lassen sich entsprechende Gesetze dazu finden. Ohnehin gelten diese Bestimmungen für von Menschen gemachte Bauten und Dinge. Also im Wald muss natürlich keine Barrierefreiheit geschaffen werden.

Fazit Bayern barrierefrei 2023

Fazit Bayern barrierefrei 2023Barrierefreiheit ist ein Thema, das alle Menschen etwas angeht. Jeder kann früher oder später darauf angewiesen sein, dass Zugänge zu verschiedenen Bereichen so gestaltet sind, dass man es einfacher hat, auch wenn man vielleicht eine Behinderung jedweder Art hat. Abgesehen davon möchte man natürlich auch, dass alle Menschen am öffentlichen Leben teilhaben können, was auch über Selbstbestimmung geht. Bayern sollte in diesem Jahr barrierefrei sein, so war der Plan vor zehn Jahren, der damals von Horst Seehofer ausgerufen wurde. Doch aktuell ist man noch weit von den einhundert Prozent entfernt, sodass sich noch vieles in den nächsten Jahren tun muss. Informationen zur Barrierefreiheit in Bayern gibt es unter der Webseite barrierefrei.bayern.de. Hier findet man alle politischen Aspekte zum Thema, ebenso aber auch praktische Tipps und weitere Informationen.